Geschichte der Feuerwehr Kappl

Gründung

Pumpen aus dem Gründungsjahr 1892

Vor mehr als 130 Jahren wurde die Freiwillige Feuerwehr Kappl gegründet. Wie aus dem Gründungsprotokoll der Feuerwehr (eine Abschrift ist im Besitz des Tiroler Landesarchivs.) hervorgeht, wurden 1892 die wichtigsten Vorbereitungen zur Gründung getätigt. So wurde bereits in diesem Jahr, unter der Leitung des Gemeindevorstehers Johann Ladner, die Wahl des Feuerwehrhauptmannes Gottfried Ladner(„Lenza“) und dessen Beimänner Franz Kleinheinz und Josef Jähle durchgeführt. Gleichzeitig wurden auch eine tragbare Handspritze und eine fahrbare Vier-Mann-spritze (Beide weisen die Jubiläumsfestschrift 2017 36 aufgemalte Jahreszahl 1892 auf) für die Feuerwehr angeschafft. Die eigentliche Gründungsversammlung fand schließlich am 22. Jänner 1893 im Gasthaus des Josef Jehle statt, wobei wegen der schlechten Straßenverhältnisse lediglich ca. 30 Personen anwesend waren. So erfolgte an diesem Tag die endgültige Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kappl, wobei sich 26 Mitglieder durch Handschlag und Wort zur Feuerwehr verpflichteten. Aus dem Vereinskataster ist dann ersichtlich, dass sich die Zahl der Feuerwehrmitglieder noch im Jahr 1893 auf 53 erhöhte.

Die ulmicher Feuerpolizeiverordnung aus den Jahren 1705, 1706 und 1798

Die Ulmicher Feuerpolizeiverordnung von 1706 (Pfarrarchiv Kappl)

Brände waren und sind stets leidvolle Einschnitte in das Leben eines Menschen. Ein Brand in einer Zeit, wo das Baumaterial großteils aus Holz bestand, die Gebäude sehr dicht beieinander standen, es noch keine Feuerversicherung gab, war die Not der Abbrändler wohl stets enorm. Aus dem 18. Jh. ist eine sehr wertvolle Ordnungsvorschrift der „Nachbarschaft Ulmich“ im Pfarrarchiv Kappl dokumentiert, die der damalige Bezirkshauptmann DDr. Walter Lunger im Gemeindeblatt Nr. 31 vom 5. August 1977 (auch wiedergegeben von OSR Josef Walser in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der FFW Kappl) beschrieben hat. Darin heißt es u. a.:

„Die drei Dokumente der Ulmicher Feuerpolizeiverordnung stammen aus den Jahren 1705, 1706 und 1798 und geben Beschlüsse der Nachbarschaft Ulmich wieder, was in jedem Schriftstück betont wird. Beim Beschluss vom 19. 10. 1705 beschränkte man sich darauf, eine wöchentliche Kontrolle aller Küchenkamine einzuführen, wobei die Kontrolle von allen Nachbarn reihum, also in der „Rod“, zu erfolgen hatte. Erst 1706 stellt man dann Verhaltensregeln auf, deren Nichtbeachtung Strafe nach sich zog. 1798 wurde diese Feuerpolizeiverordnung (vielleicht war sie inzwischen vergessen worden) mit unwesentlichen Abänderungen wieder in Kraft gesetzt.“

Aus der Chronik der FF Kappl

Bemerkenswerte Ereignisse

1897

In diesem Jahr wurde die Freiwillige Feuerwehr Langesthei gegründet. Erster Kommandant war Adalbert Juen von Außerlangesthei.

1898

Am 13. Juli 1898 kamen bei einem schrecklichen Brandunglück in Tschatscha drei Menschen (ein Erwachsener und zwei Kleinkinder) ums Leben.

1912

Ein Großfeuer, das am 24. August 1912 in Ulmich ausbrach, vernichtete Haus und Hof der Familie Gottlieb Rudigier, und stieß die Familie in allergrößte Not.

1925

Im Weiler Gasse brach am 24. Jänner Feuer in einem Doppelhaus aus, wobei in den ebenfalls niedergebrannten Wirtschaftsgebäuden 15 Tiere in den Flammen ums Leben kamen.

1927

Am 5. November 1927 brannten innerhalb von zwei Stunden sechs Wohnhäuser und neun Wirtschaftsgebäude im Weiler Egg bis auf die Grundmauern nieder. Die Löscharbeiten, wozu auch die Wehren des ganzen Tales sowie von Landeck und Zams zu Hilfe eilten, gestalteten sich wegen dem enorm starken Wind und der Löschwasserknappheit äußerst schwierig. In diesem Jahr kaufte die Freiwillige Feuerwehr Langesthei eine Tragkraftspritze an.

1929

Die erste Motorspritze der Freiwilligen Feuerwehr Kappl wurde am „hoacha“ von Pfarrer Plautz feierlich eingeweiht.

1938

Die Freiwilligen Feuerwehren wurden nach dem „Anschluss an das Deutsche Reich“ als Vereine aufgelöst, wobei die Feuerwehrmitglieder zur „Feuerschutz-Hilfspolizei“ wurden. Der Kommandant wurde „Wehrführer“ und hatte absolute Befehlsgewalt.

1952

An der Stelle des alten Spritzenhauses wurde in Kappl ein neues Gerätehaus errichtet, wobei der alte Schlauchturm bestehen blieb.

1956

Im Zuge der Einweihung des neuen Gemeindehauses und des neuen Pfarrwidums am 28. Oktober 1956 wurde auch die neue Motorspritze der FF Kappl eingeweiht.

1959

In diesem Jahr wurde bei einem Großbrand in Sesselebene der ganze Weiler eingeäschert, wobei 18 Menschen obdachlos wurden.

Brand Sesselebene
1961

Die FF Langesthei erhielt eine neue Motorspritze,eine „Rosenbauer Ts 8“.

Motorspritze Ts 8
1969

Im Weiler Wiese wurde am 11. August 1969 ein Doppelhaus ein Raub der Flammen.

1970

Im Zuge einer Novellierung des Tiroler Landesfeuerwehrgesetzes gab die FF Langesthei ihre Selbstständigkeit auf und wurde als fünfte Löschgruppe (neben Kappl I, Kappl II, Perpat und Sinsen) in die Freiwillige Feuerwehr Kappl integriert.

1971

In diesem Jahr bekam die FF Kappl ihr erstes Feuerwehrauto – einen Land Rover 110.

Land Rover 110
1976

Im Herbst dieses Jahres trieb ein Feuerteufel im Unterpaznaun sein Unwesen, wobei in der Zeit vom 25. September bis 11. November 1976 ein gutes Dutzend Städel angezündet wurden. Mit der Festnahme des gefürchteten Brandstifters ging „ein erleichtertes Aufatmen durch die Bevölkerung“ (Bürgermeister Josef Wechner im Blickpunkt vom 19. November 1976).

Dankschreiben im Blickpunkt vom 19. November 1976 (Bürgermeister Josef Wechner)
1978

Erste Funkgeräte (ein mobiles und fünf tragbare) wurden für die Feuerwehr bereitgestellt.

1979

Zwei Wohnhäuser und fünf Wirtschaftsgebäude konnten am 16. August 1979 im abgelegenen und nur schwer erreichbaren Weiler Falgenair nicht mehr vor einem verheerenden Großfeuer gerettet werden.

1980

Die neuen Gerätehäuser in Sinsen und Perpat wurden fertiggestellt.

1983

Ein nach dem neuesten Standard ausgerüsteter Tanklöschwagen (Magirus TLFA-2000) wurde (auch unter Zuhilfenahme beträchtlicher Eigenmittel der Feuerwehr) angekauft.

1984

Die neue Feuerwehrhalle, integriert im Mehrzweckgebäude, und er TLFA-2000 konnten am 28. Oktober 1984 feierlich von Pfarrer Ulrich Obrist eingeweiht werden.

Einweihung der neuen Feuerwehrhalle
Einweihung des TLFA-2000
1985

Durch das Rasche eingreifen von ca. 100 Feuerwehrmännern aus Kappl, Langesthei, See und Landeck konnte bei einem Brand am 10. November 1985 in Unterholdernach ein Übergreifen auf Wohnobjekte vermieden werden.

Brand von Wirtschaftsgebäuden in Unterholdernach
1986

Die Feuerwehrfahne (auf einer Seite die Pfarrkirche, auf der anderen Seite das Feuerwehr- und Gemeindewappen, der Hl. Florian mit dem Wahlspruch: „Gott zur Ehr’, dem Nächsten zur Wehr“), Fahnenpatin ist Frau Agnes Rudigier, wurde am 20. Juli 1986 feierlich eingeweiht. Die Finanzierung der Fahne und darüberhinaus auch noch die Bezahlung der neu angeschafften Motorspritze „Ziegler Ts 6“ konnte durch das überaus großzügige Spendenaufkommen der Bevölkerung bewerkstelligt werden.

Fahnenweihe am 20. Juli 1986 durch Egon Pfeifer
1988

Für die Löschgruppen Sinsen, Perpat und Langesthei wurde je ein Kleinlöschfahrzeug (VW-Doppelkabiner) angeschafft.

Bild der drei Doppelkabiner
1991

Im Feuerwehrgebäude wurde der Schulungs- und Aufenthaltsraum ausgebaut. Die Löschgruppe Sinsen erhielt eine neue Tragkraftspritze.

1992

Das Jahr 1992 stand ganz im Zeichen der Feierlichkeiten zum 100-Jahr-Jubiläum der Kappler Feuerwehr. Drei Schwerpunkte wurden anlässlich dieses Jubiläums gesetzt:

  1. Erstellen einer Festschrift durch OSR VD Josef Walser sowie Beginn der Feuerwehrchronik.
  2. Jubiläumsfest im Dorf und am Kirchplatz vom 17. bis 19. Juli 1992.
  3. Gemeinschaftsausstellung Zivilschutz im Gebäude der Hauptschule.
1993

Im Jänner 1993 wurde das neue Einsatzfahrzeug LFA-B mit Bergeausrüstung (Seilwinde, Lichtmast, Bergeschere, Spreizer, Einbaugenerator) von der Firma Marte (Vorarlberg) geliefert und am 25. April 1993 feierlich eingeweiht.

Löschfahrzeug LFA-B
1996

Durch einen Brand wurde am 8. Februar 1996 die Ulmicher Säge (Zimmerei Jäger) schwer in Mitleidenschaft gezogen. 120 Feuerwehrmänner aus dem ganzen Paznaun sowie aus dem Raum Landeck bekämpften das Großfeuer. Am 25. August 1996 wurde die neue Drehleiter (mit Korb und Krankentrage) von Pf. Ulrich Obrist eingeweiht. Die Drehleiter war zu diesem Zeitpunkt 11 Jahre alt und wurde von der FF Ischgl angekauft.

Drehleiter DL-K 18, Baujahr 1986
1999

Von Ende Jänner bis Ende Februar 1999 war die FF Kappl besonders durch „Technische Einsätze“ (Straßenabsperrung, Straßensicherung, Stromversorgung, Lebensmittelversorgung, …) wegen den langanhaltenden Schneefällen und der damit enorm großen Lawinengefahr sehr gefordert. Am 23. und 24. Februar starben bei schrecklichen Lawinenunglücken 38 Menschen in Galtür und Valzur.

2000

Zu Beginn dieses Jahres kam die Bergeschere der Freiwilligen Feuerwehr Kappl gleich dreimal (u. a. bei einem schweren Busunfall in der „Pigs Au“) zum Einsatz. Der Ankauf eines neuen Mannschaftstransportfahrzeuges (VW-Bus) wurde gänzlich aus der Feuerwehrkassa bestritten.

MTF, Baujahr 2001
2001

Feuerwehrhalle als Gotteshaus!
Wegen der Renovierung unserer Pfarrkirche fanden die Gottesdienste von Mai bis Oktober in der Feuerwehrhalle statt.

Die Feuerwehrhalle als Gotteshaus (Foto von Albert Spiss)
2002

Das 110-Jahr-Jubiläum fand am 20. und 21. 2002 in der Fliesenau in Form eines „Wiesenfestes“ statt.

2003

Nach 25-jähriger Kommandantentätigkeit gab Manfred Juen seine Verantwortung an seinen Nachfolger Stefan Kleinheinz („Burgalas“) ab. Auch Kommandant-Stellvertreter Johann Pfeifer stellte sich nicht mehr der Neuwahl – an seiner Stelle wurde Johannes Gander Kommandant-Stellvertreter. Neuer Schriftführer wurde anstelle von Othmar Rudigier Markus Rudigier. Lediglich Kassier Alois Siegele blieb im Amt.

2005

Lang anhaltende und ergiebige Regenfälle 2005: („In 24 stunden fiel etwa so viel Regen, wie sonst in einem ganzen Sommermonat“ –Alfred Neururer/Wetterdienststelle Innsbruck) führten im Paznaun zu verheerenden Verwüstungen. In Kappl wurden über 70 Wohnhäuser beschädigt. 200 Personen mussten evakuiert werden. Besonders die Ortsteile Nederle, Sinsnerau, Wiese, Brandau und Holdernach wurden vom Jahrhunderthochwasser („im Paznaun handelt es sich um ein 5.000-jähriges Hochwasserereignis“ – Minister Josef Pröll) schwerstens heimgesucht. Viele Feuerwehrmänner waren selbst vom Unglück betroffen; alle halfen bis zur totalen Erschöpfung der notleidenden Bevölkerung.

Notbrücke Diasbach
Kapplerhof - Weiler Wiese
2006

Drei neue Schmutzwasserpumpen wurden am 22. Juni 2006 in der Feuerwehrschule Telfs der FF Kappl übergeben. Die neue Homepage: www.feuerwehr-kappl.at ging online.

2007

Eine Wärmebildkamera vom Typ „BullardT4“ wurde angekauft. Sie bringt viel Sicherheit für den Atemschutztrupp. Gefahrenstellen und vermisste Personen können damit viel schneller gefunden werden.

Wärmebildkamera
2008

Die Freiwillige Feuerwehr bekam ein weiteres leistungsstarkes Feuerwehrauto – ein TLFA 2000 – 200 (Wassertank mit 2.000 Liter, 200 Liter Löschschaum), wobei ein IVECO Trakker das Trägerfahrzeug ist und am 21. September 2008 eingeweiht wurde.

Einweihung des TLFA 200-2000
2009

Erstmals wurden anlässlich der Jahreshauptversammlung am 25. November 2009 vier junge Frauen in die Freiwillige Feuerwehr Kappl aufgenommen.

2010

Einmal mehr kam es am 12. Juli 2010 zu einem schweren Unwetter mit Hagelschlag im Bereich Dias, wodurch u. a. der Diasbach und der Mühlbach zu zerstörerischen Ungetümen wurden. Allein der Diasbach beförderte an diesem Tag ca. 50.000 bis 70.000 m3 Geröll und Schlamm zu Tal. Minuten nach dem Sirenenalarm rückten alle Feuerwehren des Tales aus, Straßen wurden gesperrt, Keller ausgepumpt und ca. 250 Personen wurden aus ungefähr 50 Häusern evakuiert.

Silvrettastraße – Auffahrt Kappl
Weiler Lochau
2012

Von den 36 Alarmierungen in diesem Jahr wurde die FF Kappl 22-mal zu Technischen Einsätzen gerufen, was die enorme Bedeutung einer breit gefächerten Ausbildung der Feuerwehrmitglieder unterstreicht.

Anlässlich der Jahreshauptversammlung am 21. November 2012 gab Kommandant Stefan Kleinheinz nach 10-jähriger Tätigkeit als Kommandant der FF Kappl seinen Abschied aus dieser Funktion bekannt. Bei der Neuwahl, durchgeführt durch Bürgermeister Helmut Ladner, wurde Johannes Gander zum neuen Kommandanten und Thomas Ladner zu seinem Stellvertreter gewählt. Dem lange und sehr verdienstvollen Kassier Alois Siegele folgte Jürgen Partoll. Lediglich Markus Rudigier blieb wie bisher Schriftführer.

2013

An der Drehleiter (Baujahr 1986) nagte der Zahn der Zeit und besonders Rost machte dem Fahrzeug zu schaffen. Deshalb wurde das Fahrzeug in Deutschland generalsaniert und die Ausstattung auf den neuesten Stand gebracht.

2013 wurden bereits 30 Feuerwehrmitglieder mit einem „Pager“ (stille Alarmierung durch die Leitstelle Tirol) ausgestattet.

Pager
2016

„Dienstausweis-Neu“ als Feuerwehr-Card. Der Feuerwehrpass in Papierform ist ab 1. Jänner 2016 nicht mehr gültig, daher erhält jede(r) Feuerwehrmann/Feuerwehrfrau eine sogenannte „Feuerwehr-Card“, mit der er/sie sich zu Kursen an der LFS Tirol bzw. zu Bewerben und Leistungsprüfungen anmelden kann

2017

Vom 16. bis 19. Juni 2017 feiern die Musikkapelle Kappl und die Freiwillige Feuerwehr Kappl gemeinsam ihr 200-jähriges bzw. 125-jähriges Bestandsjubiläum in einem groß angelegten Jubiläumsfest.

2020

Die FFW Kappl unterstützte die Polizei bei der Ausreisekontrolle am Ende des Tales aufgrund der Coronamaßnahmen mit einem Stromaggregat. Außerdem verteilten sie Lebensmittel um die langen Wartezeiten zu überbrücken.

Außerdem gab es in diesem Jahr auch einen Großeinsatz für die Feuerwehr Kappl, da im Müllraum der Volksschule in Kappl ein Feuer aubrach und über die halbe Fassade wütete. 

2022

Im Jahre 2022 wurde der 37. Bezirks Nassbewerb in Kappl veranstaltet, wo die Gruppe Kappl 1 den Bezirkssieg holen konnte!

2023

Im Jänner 2023 startete die Bewerbsgruppe 5 mit ihrem Training, besonders an dieser Gruppe war, dass sie rein aus Frauen bestand.

Feuerwehr Kappl

Kappl 482
6555 Kappl

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